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Kurzkrimi: Der Gast aus Zimmer 212 (2)

"Wegschaffen? Wie meinen Sie das?"
"Er ist doch ohnehin tot, wir können nichts mehr für ihn tun. Aber für uns können wir etwas tun. Für uns alle, hier im Hotel. Wir müssen ihn bloß woanders hin schaffen, dorthin, wo man ihn nicht findet. Und hier muß alles gesäubert werden, Bett, Boden und so weiter. Dann müssen wir ihn nur noch aus der Datenbank löschen. Er ist eben nie hier angekommen. Es kennt ihn hier auch kaum einer, er kam erst heute morgen an, er war weder in der Bar, noch im Restaurant. Niemand wird sich an ihn erinnern."

Der Detektiv hatte noch nie so viel an einem Stück geredet, gewöhnlich beschränkte er sich auf Sätze mit nicht mehr als vier Wörtern. Er war eben kein Plauderer. Direktor Schmelzer schaute versonnen auf den Blutfleck am Boden. Die Idee war gar nicht mal so schlecht, die ganze Angelegenheit wäre nie geschehen und er würde das Hotel halten können. Wenn sie es geschickt anstellen würden, dann würde nie jemand dahinter kommen. Der Gast aus 212 war eben irgend jemand, der verschwunden war. Es verschwanden schließlich dauernd Leute, die nie wieder auftauchten, warum nicht auch der Gast aus 212?

"Vielleicht haben Sie recht", sagte er langsam, "aber wohin sollen wir die Leiche schaffen?"
"Das ist kein Problem. Mein Bruder arbeitet in einem Beerdigungsinstitut. Wir packen die Leiche in den Behälter mit Schmutzwäsche, auch das Bettzeug und so weiter. Ich lade alles in den Transporter vom Hotel und bringe es zu meinem Bruder. Dann legen wir den Toten einfach in einen Sarg, zu einer anderen Leiche, einer, die bald beerdigt wird. Da wird jeden Tag eine Leiche beerdigt oder verbrannt. Es werden keine Spuren bleiben."
Der Direktor nickte.
"Ja, so könnten wir das machen. Kann ich mich auf Sie verlassen? Und vor allem auf Ihren Bruder?"
"Natürlich, Herr Direktor. Mein Bruder ist mir ohnehin noch einen Gefallen schuldig. Es ist kein Risiko dabei. Wenn ich zurück komme, dann mache ich hier alles sauber. Es wird kein einziger Fleck mehr zu sehen sein, wenn ich fertig bin. Sie müssen nur den Gast aus der Hoteldatenbank löschen."
"Ja, das wird kein Problem sein."
"Ach so, da ist noch etwas: Der Gast hat etwas im Hotelsafe deponiert."
"Ja, ich weiß. Einen kleinen Koffer. Ich habe ihn selbst hinein gelegt. Ich werde ihn entfernen und verschwinden lassen."
"Dann wäre alles getan."
"Ja, das wäre es. Und das Hotel wäre gerettet."
Der Detektiv holte einen Wäschebehälter aus dem Keller und der Direktor wickelte inzwischen seinen Gast, der so plötzlich verschieden war, in das Laken. Sein Taschentuch, mit dem er sich die Stirn tupfte, war bereits völlig durchnässt. Der Detektiv kam mit dem Wäschebehälter zurück und gemeinsam legten sie die Leiche hinein. Sie zogen die Betten ab und bedeckten den Toten. Der Behälter sah aus, wie jeder andere in irgendeinem beliebigen Hotel, er war jetzt nur um einiges schwerer.
"Was machen wir mit der Matratze? Da ist auch ein Blutfleck", fragte Hellmer.
"Wir drehen sie einfach um. Das trocknet mit der Zeit. Matratzen sind ziemlich teuer", antwortete Direktor Schmelzer, der sich trotz der unangenehmen Situation seinen Sinn für Sparsamkeit bewahrt hatte.
"Ja, das können wir so machen. Es wird ja niemand hier suchen", überlegte Hellmer. Sie durchsuchten das ganze Zimmer 212 nach der Hinterlassenschaft des Gastes. Er hatte keinen Koffer dabei, wenn man dem im Hotelsafe absah, er hatte überhaupt nur wenige Gegenstände bei sich. Offenbar hatte er nicht geplant, länger in dem Hotel zu bleiben.

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