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Friedhofsbesuch

Er saß wieder auf der Bank und ließ sich von der Frühlingssonne bescheinen. Sein schwarzer Anzug, den er immer anzog, wenn er auf den Friedhof ging, sog sich voll Wärme und bald wurde ihm heiß. Er fand diese Friedhofsgänge ziemlich lästig, aber es mußte sein, wegen der Leute. Wegen der Leute legte er Blumen auf ihr Grab und wegen der Leute zog er diesen schwarzen Anzug an. Auf seiner Stirn bildeten sich kleine Schweißtropfen und ihm war langweilig.

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Er fragte sich, ob ihr wohl auch langweilig war, wo immer sie sich auch befand. Nein, dachte er dann, ihr war nicht bestimmt langweilig, ihr war nie langweilig, wenn sie jemanden hatte, dem sie das Leben schwer machen konnte, Engel oder Teufel. Bei ihm war es ihr auch nie langweilig gewesen, ein halbes Leben lang nicht, und er hatte sich alles gefallen lassen, ein halbes Leben lang. Aber dann war sie die Treppe herunter gefallen, einfach so, zweiundzwanzig Stufen. Sie lag bewußtlos da und blutete und er stand neben ihr und überlegte sich, was nun zu tun sei. Da er zu keinem Schluß kam, ging er eine Stunde spazieren, und als er wieder zurückkehrte, rief er den Notarzt an. Aber der konnte nur noch feststellen, daß sie tot war, verblutet. Der Fleck am Boden war immer noch zu sehen, wenn man den Läufer zur Seite schob.

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Er wischte mit seinem Taschentuch den Schweiß vom Gesicht und nickte dem Friedhofsgärtner zu, der an seiner Bank vorbei schlich. Noch eine Viertelstunde. Die Schweißperlen kamen wieder.

(c) Bernd Walf

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