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Doktor Kasper (3)

Nach jener entscheidenden Nacht zögerte Dr. Kasper, stets ein Mann der Tat, nicht lange. Rasch waren einige Fläschchen besorgt, ebenso rasch mit Wasser gefüllt, und schließlich lagen sie fein säuberlich und frisch mit den Worten: "Dr. Kaspers Wunderwässerlein" etikettiert, in einem Kophernburger Reisekarton (später Kopher oder Koffer genannt), bereit zum Verkauf. Als alles bereit war, nahm Dr. Kasper noch schnell ein Bad, die Beine in die Hand und seine Verkaufsreise in Angriff, die Nachmittagskutsche und an, dass er gegen Abend wohl schon in Seppelhausen sein würde.
Die Reise verlief ohne jeden Zwischenfall, was damals durchaus eine Besonderheit darstellte, wie wir später noch sehen werden. Dr. Kasper wertete das als gutes Omen und betrachtete die vorbeiziehende Landschaft. Von einem Mitreisenden gefragt, warum er denn ständig aus dem Fenster schaue, antwortete Dr. Kasper schlagfertig, dass er nichts sähe wenn er auf die Kutschenwand starre. Der Humor reiste mit ihm.
Gegen späten Abend kam er in Seppelhausen an und nahm sich ein Zimmer im erstbesten Haus am Platze. Ein kleiner Abendimbiss (Rahmbraten mit Kartoffelknödeln, Kalbskotlett, und ein kleines Huhn an Burgunderschaum) rundete den anstrengenden Tag ab. Einem seiner engsten Freude vertraute er später an, dass er gleich darauf zu Bett gegangen sei und sehr gut geschlafen habe. Am nächsten Morgen stand er noch vor dem Frühstück auf, aß eine Kleinigkeit, nahm seinen Kopher und begann die Apotheken aufzusuchen. Er irrte an die vier oder fünf Stunden ergebnislos in der Stadt umher, bis er schließlich ernüchtert feststellen musste, dass es in seiner Zeit überhaupt noch keine Apotheken gab. Damals schrieb man das Jahr 1568, zumindest schrieben es die, die schreiben konnten, und selbst die schrieben es nicht immer und konnten es auch nicht immer schreiben, denn es war die Zeit des Buxtehuder Tintenembargos.

Dr. Kasper fand es an der Zeit, sich seine Niederlage einzugestehen. Von seiner sprichwörtlichen Fröhlichkeit war augenblicklich nichts zu spüren, und auch die Glöckchen an seiner Mütze klangen irgendwie dumpfer als sonst. Es war ein heißer Tag, und Dr. Kasper sank ermattet und leise vor sich hin stöhnend auf dem Marktplatz nieder, um sich etwas auszuruhen und die Situation zu überdenken. Er war kein Mann, der sich so einfach geschlagen gab. Er überlegte, wie er wohl diese Situation zu seinen Gunsten anpassen könne, als ihn plötzlich ein heftiger Durst plagte. Er öffnete seinen Reisekarton und nahm eines seiner liebevoll etikettierten Fläschchen heraus. Er war so durstig, dass er es in einem Zug austrank. Als sein Durst endlich gelöscht war, kehrte auch seine Fröhlichkeit wieder zu ihm zurück. Er dachte darüber nach, dass er mit einem ganzen Reisekarton voller Fläschchen nach Seppelhausen gekommen war, um sie teuer tu verkaufen. Fläschchen, die nur klares Wasser enthielten. Diese Vorstellung erheiterte ihn so sehr, dass er auf der Stelle in schallendes Gelächter ausbrach und auf dem Marktplatz zu tanzen anfing. Diese plötzliche Wandlung blieb den Umstehenden nicht verborgen. Sie fingen an zu tuscheln.
"Eben war er noch ganz schwach, und jetzt tanzt er.", flüsterte einer.
"Eben war er traurig, und nun lacht er." murmelte ein anderer.
"Was hat er denn da nur getrunken?", raunte ein dritter.
"Übermorgen soll es regnen.", meinte eine alte Frau, die von der ganzen Sache nichts mitbekommen hatte.
"Was ist das für ein Trank, der Menschen so froh und glücklich macht?", brachte einer die Sache auf den Punkt.

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