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Kurzkrimi: Bauernkrieg (3)

Dellinger stellte sich beifallheischend in Positur.
"So, welches denn?" fragte Brammer scheinheilig.
"Der junge Harbig hat doch erzählt, dass die Bauern sie hassen. Weil sie reich sind, vermutlich. Was weiß ich warum!"
Dellingers Siegespose bröckelte merklich, als er in das lächelnde Gesicht seines Chefs sah.
"Na, dann kommen Sie mal mit auf die Terrasse," meinte Brammer väterlich und diesmal gelang es ihm auch, "ich habe den Mörder nämlich auch!"
Dellinger folgte ihm und er ahnte Schlimmes.
"Fühlen Sie mal hier, den Rasen."
Dellinger tat es.
"Er ist etwas feucht."
"Richtig. Aber warum? Es hat seit Tagen nicht geregnet. Also?"
"Jemand hat Wasser ausgeschüttet." Dellinger hasste diese Fragespiele, er wusste, dass er am Ende wieder als Trottel dastehen würde.
"Genau. Und weshalb tat jemand das? Vielleicht um Blut vom Rasen zu spülen, Blut, das aus dem Ermordeten lief, während er über den Rasen geschleift wurde. Also wurde er nicht hier ermordet, sondern dort." Brammer deutete auf die Terrasse.
"Auf der Terrasse werden Sie kleine Blutspritzer finden, winzig zwar, aber immerhin. Der größte Teil wurde vermutlich abgewischt. Brammer wandte sich an Herbig: "Finden Sie das nicht auch plausibel?"
"Es war ein Riese, Sie haben es doch gehört. Ein riesenhafter Mensch!" Herbigs Stimme überschlug sich.
"Schon möglich. Es kann aber auch ein viel kleinerer Mensch gewesen sein, einer der auf einem höheren Punkt steht als der Ermordete, einer, der auf dieser Terrasse steht, zum Beispiel, einer Terrasse, die vier Treppenstufen vom Boden entfernt ist."

Brammers Stimme wurde scharf. Herbig wich zurück. Er schrie fast: "Ein Riese! Es war der Bauerntölpel."
"Geben Sie auf! Sehen Sie sich doch mal Ihre Schuhe an. Sie sind voller Sand! Sand gibt es aber nur dort drüben, auf diesem Haufen dort. Was wollten Sie da, wo doch Ihr Vater ermordet im Garten lag? Glauben Sie nicht, dass wir dort eine Axt finden werden, mit Ihren Fingerabdrücken drauf? Die Axt, die Sie irgendwann auf dem Bauernhof gestohlen haben? "
Herbig schwieg.
"Nachdem Sie Ihren Vater erschlagen haben, versteckten Sie die Axt in dem Sandhaufen, um sie später endgültig verschwinden zu lassen. So war es doch, nicht wahr!"
Dellinger stand mit offenem Mund dabei. Er hatte sich wieder einmal gründlich blamiert. Der junge Herbig brach zusammen, Dellinger fing ihn gerade noch auf. "Er war ein Schwein, ein verdammtes Schwein! Er hat es verdient!"
"Herr Thomas Herbig, Sie sind verhaftet! Dellinger, nehmen Sie meine Handschellen, Ihre sind ja bereits in Gebrauch!"
Inspektor Dellinger nahm wortlos die Handschellen und schloss sie um die Handgelenke des jungen Mannes. Das war heute wirklich nicht sein Tag! Er würde sich bei dem Sohn des Bauern entschuldigen müssen, aber das war nicht das Schlimmste. Er würde wochenlang Brammers Bemerkungen ertragen müssen! Aber eines Tages, eines Tages würde er es ihm zeigen! Ganz sicher!
Dellingers Gesicht hellte sich ein klein wenig auf, als er daran dachte.
Eines Tages!

(c) Bernd Walf

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