Hausputz (4)

Ich legte mich gerade auf die Couch, als ich meine Frau an der Tür hörte. Schlechtes Timing. Ich hätte mich lieber mit Putzlappen und gequältem Blick erwischen lassen sollen. Zu spät.
"Wie war dein Tag?" rief ich ihr zu. Sie war noch immer im Flur und hantierte an der Garderobe.
"Wie immer und bei dir? Warst du in der Stadt?"
Das war doch die Höhe!
"Nein, ich habe den ganzen Tag geputzt!" erwiderte ich beleidigt.
"Na, so schlimm wird es ja nicht gewesen sein.", meinte sie versöhnlich. Sie ging zum Fenster. Zum großen Fenster, das ich erst nächste Woche putzen wollte.
"Das ist doch nicht geputzt!"
"Ich habe die anderen geputzt, jedenfalls vier davon. Den ganzen Tag lang. Ich bin zu überhaupt nichts anderem gekommen. Auch das Bad habe ich leider nicht geschafft. Die Fenster waren zu schmutzig, das ging nicht mit einem Mal weg."
Ich redete hastig.
"Die anderen Fenster wollte ich nächste Woche ..."
"Schon gut."
"Nein wirklich, nächste Woche ..."
"Schon gut!"
Sie war eisig. Sie blieb es auch, den ganzen Abend. Sie redete kaum mit mir. Nur das Nötigste.

Heute ist Samstag. Ich bin auf dem Weg zum Kiosk. Samstags sind die Stellenanzeigen in den Zeitungen. Ich habe die halbe Nacht wach gelegen und mir überlegt, ob ich mich nicht doch wieder um einen Job kümmern sollte. Schließlich habe ich eine Frau zu versorgen. Es ist ein Fehler, immer nur an sich zu denken, an das eigene Wohl, die eigene Freiheit.
Ein neuer Job, jawohl.
Ich freue mich schon richtig darauf!

(c) Bernd Walf